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Grete Budde

Ein Erinnerungsort für Grete Budde

Spendenaufruf

Grab

Die Bildhauerin Grete Budde (1883-1967) wirkte über 50 Jahre in Halle (Saale). Hier entstanden die meisten ihrer Werke. Sie schuf vor allem Portraitplastiken. Mit ihren individuellen Büsten verewigte sie Familienmitglieder, Freunde und zahlreiche bedeutsame Gelehrte. Ihre Arbeiten zeugen von genauer Beobachtungsgabe und handwerklichem Können. Die Zentrale Kustodie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg widmet der bemerkenswerten Künstlerin gegenwärtig eine Einzelausstellung - die erste überhaupt.

Als Jüdin war Grete Budde gezwungen, sich während der NS-Zeit aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen. Heute ist die Künstlerin im Gedächtnis der Stadt kaum noch präsent und in der Kunstwelt weitgehend unbekannt.

Das möchten wir ändern.

Grete Budde gehört zu unserer Stadt und soll einen angemessenen Ort der Erinnerung bekommen. Die Eheleute Werner und Grete Budde fanden auf dem Laurentiusfriedhof in einem gemeinsamen Grab ihre letzte Ruhestätte. Hier wird bereits als Ehrengrab dem bedeutenden Chirurgen Prof. Werner Budde gedacht. Bisher fehlte auf der Grabplatte jedoch der Hinweis auf die Bildhauerin Grete Budde. Anlässlich des 55. Todestages der Künstlerin im Sommer 2022 möchten wir das Grab als Erinnerungsort für die Leistungen beider Persönlichkeiten kenntlich machen und haben um Ihre Mithilfe gebeten. Wir bedanken uns für die Unterstützung des Vorhabens und die erhaltenen Spenden in Höhe von 1.860,00 Euro, die für die Erhaltung der Grabstelle und die Anbringung des Schriftzugs „Grete Budde, geb. Goldschmidt (04.02.1883 – 22.06.1967) Bildhauerin“ auf der Grabplatte verwendet wurden.

Durch Ihre Spende ist es möglich, eine herausragende hallesche Künstlerin wieder sichtbar zu machen und ihr Andenken zu würdigen.

Initiatoren:

Dr. Elke Stolze     Cornelia Zimmermann, Jane Unger          Prof. Dr. Dirk Schaal

Courage e.V. Halle / Stadtmuseum Halle / Zentrale Kustodie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

  

 

 

 

Zur Person: Grete Budde, geb. Goldschmidt

Die im brandenburgischen Luckenwalde am 4. Februar 1883 geborene Margarete, genannt Grete, war die einzige Tochter des Stadtrates und jüdischen Hutfabrikanten Carl Goldschmidt und seiner Ehefrau Marie, geborene Heymann. Ihre Eltern stammen aus angesehenen Berliner Familien. Gemeinsam mit ihren drei Brüdern  Hans Joachim Paul (1881 – 1912), Heinrich Paul (1885 – 1887) und Heinrich (1890 – 1950) wächst sie in einer liberalen jüdischen kunstliebenden  Unternehmerfamilie auf.

Anders als allgemein üblich, unterstützten und förderten ihre Eltern ihre künstlerische Ausbildung. Mit ihrer Entscheidung für die Bildhauerei betrat die junge Frau Neuland. Da bis 1919 Frauen der Zugang zu staatlichen Akademien in Preußen verwehrt war, nahm Grete Budde Privatunterricht bei den Meistern ihrer Zeit.  Sie nahm Unterricht bei Fritz Klimsch und Max Kruse in Berlin sowie dem Bildhauer Ulfert  Jannssen in München. Ein Studienaufenthalt führte die Achtundzwanzigjährige Grete 1911/12 nach Paris zu Aristide Maillol und Auguste Rodin, dessen „Handschrift“ die junge Künstlerin stark beeinflusst hat.

Im Frühjahr 1913 heiratete die Bildhauerin den Mediziner Werner Budde und zog mit ihm nach Halle an der Saale. Hier kamen bis 1918 ihre drei Kinder Johanna,  Hans-Joachim und Marie-Sibylle zur Welt. Die Saalestadt bildete über fünf Jahrzehnte das Zentrum ihres Schaffens. Zeitlebens als freiberufliche Künstlerin tätig, machte sich Grete Budde als Bildhauerin einen Namen. Mit dem Umzug nach Halle begannen für Grete Budde zwei überaus produktive Jahrzehnte. Mehr als 45 der heute bekannten Werke sind in dieser Zeit entstanden.

Ihre Kunstwerke strahlen eine besondere Lebendigkeit aus. Nicht selten fand sie ihre Modelle in dem großen Bekannten- und Freundeskreis, zu dem zahlreiche Gelehrte, deren Frauen und Kinder gehörten, aber auch in der eigenen Familie. Es ist das besondere Verdienst von Grete Budde, eines der seltenen bildhaften Zeugnisse nicht nur der ersten Dozentin der Universität Halle, sondern zugleich deren erster außerordentlicher Professorin, Betty Heimann, geschaffen zu haben.  Als Jüdin war Grete Budde gezwungen, sich während der NS-Zeit aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen. Ihrem Mann Werner Budde wurden im Juli 1937 wegen seiner Ehe mit einer „nichtarischen Frau“ Professorentitel und Lehrbefugnis an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg entzogen.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Werner Budde wieder zum ordentlichen Professor der Medizinischen Fakultät berufen als Direktor der Chirurgischen Klinik eingesetzt. Die Bildhauerin Grete Budde setzte ihre produktive kreative Arbeit fort und beteiligte sich in den Folgejahren an zahlreichen Ausstellungen.

Mit 84 Jahren stirbt die Bildhauerin Grete Budde am 22. Juni 1967 in Halle. Das gemeinsame Grab der Eheleute befindet sich auf dem Laurentiusfriedhof.

Obwohl Grete Budde zu Lebzeiten eine bekannte Persönlichkeit der Stadt Halle war, sind ihre Spuren inzwischen verblasst, ihr Werk in Vergessenheit geraten. Die Zentrale Kustodie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg widmet der bemerkenswerten Künstlerin gegenwärtig eine Einzelausstellung - die erste überhaupt. Sie ist noch bis zum 15. Mai 2022 zu sehen.

 

Katalog zur Ausstellung: Grete Budde. Werke für die Universität. Herausgegeben von Dirk Schaal mit Texten von Lisa Pribik und Doreen Pöschl. Mitteldeutscher Verlag Halle 2022.